Vom Klima- zum Abstiegswahlkampf

aktuell, 08.08.2025

Im Kommunalwahlkampf in NRW spielt das Klima kaum noch eine Rolle – der gesellschaftliche Fokus liegt woanders.

Wenn es ein Thema gibt, das im Kommunalwahlkampf in Nordrhein-Westfalen auffallend unterrepräsentiert ist, dann ist es das Klima: Zwischen all den Wahlplakaten, die derzeit Straßen und Plätze säumen, finden sich nur vereinzelt ein paar schüchterne Hinweise auf Klimapolitik. Bei den letzten Kommunalwahlen war das noch deutlich anders.

Lediglich im Kontext der Verkehrspolitik blitzt das Thema vereinzelt auf – doch auch hier meist eher indirekt. Die Botschaft ist klar: Die politischen Schwerpunkte haben sich verschoben.

Was aktuell dominiert, sind die Sorgen vieler Menschen um den sozialen, wirtschaftlichen und auch emotionalen Abstieg in diesem Land.

Es geht nicht mehr nur um persönliche Unsicherheiten – es geht um das Gefühl, Teil eines Systems zu sein, das immer mehr aus dem Gleichgewicht gerät. Die Angst, im übertragenen Sinn „nach unten durchgereicht“ zu werden, ist real – und sie prägt das politische Klima vor Ort.

Im Rahmen einer Diskussionsrunde in Dortmund war diese Stimmung greifbar. Dort wurde sogar die AfD von ehemaligen Gastarbeitern und deren Söhnen offen empfohlen; mit der Begründung, der „Rest“ sei nicht mehr wählbar. Die genauen Argumente mögen unterschiedlich sein – doch das Misstrauen gegenüber den etablierten Parteien zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten.

Ich befürchte, dass sich diese Entwicklung auch am Wahltag zeigen wird: Noch schlechtere Ergebnisse für die etablierten Parteien, gerade auf kommunaler Ebene, sind wahrscheinlich. Viele Menschen fühlen sich im „Abstiegskampf“ - und genau so wird auch gewählt.

In einem solchen Klima wirken Themen wie Flächenentsiegelung, globale Klimaziele oder städtisches Grün für viele nur noch wie ein wohlmeinendes „Nice to have“. Aussagen wie „Das ist was für Leute ohne Sorgen“ hört man zunehmend – und sie zeigen, wie tief sich die soziale Schieflage auch in den politischen Diskurs eingräbt.

  Karsten Brandt
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